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Thursday, November 8, 2012

Die Metamorphose der Skulptur

Ein Kunsthistoriker muss in seinem Leben mindestens zwei Bücher gelesen haben, die Bibel und Ovids Metamorphosen. So oder so ähnlich begann einer meiner Professoren ein Seminar zu den Göttern, Helden, Nymphen und Verwandlungen, denen man in den 15 Büchern der Metamorphosen begegnet. Und es ist doch immer wieder erstaunlich, wie uns diese Geschichten über Jungfrauen verfolgende liebestolle Jünglinge, einen triebgesteuerten Göttervater und seine eifersüchtige Ehefrau, die schöne Mutter des Liebesgottes und den Helden am Scheideweg nicht nur die Welt erklären, sondern uns auch einen wunderbaren Zugang zu den Meisterwerken der Kunstgeschichte gewähren.

Nicht nur in der Malerei, sondern auch in der Bildhauerei ist das Wissen über die griechischen und römischen Mythen in der Auseinandersetzung mit den Kunstwerken essenziell. So auch bei der Betrachtung der Skulpturen Berninis. Wie kaum einem anderen gelingt es ihm, die mythischen Szenen in Marmor zu bannen. Die Dynamik der Verfolgung Daphnes, die zum Schutz vor Apoll von ihrem Vater, dem Flussgott Peneios, in einen Lorbeer verwandelt wird, bannt Bernini in einen einzelnen Moment – der Moment, in dem Apoll Daphne erreicht und ihre Verwandlung beginnt.


Gian Lorenzo Bernini, Apollo und Daphne, 1622-1625.
Marmor, Höhe: 243 cm.
Galleria Borghese, Rom.


Doch kann man diese technische Meisterleistung der Bildhauerei trotz ihrer Anmut und Einzigartigkeit nur mit dem Wissen über die Geschichte von Apoll und Daphne verstehen. Um die Erhabenheit dieser barocken Skulptur in ihrer ganzen Herrlichkeit genießen zu können, musste ich die Metamorphosen lesen und bin seitdem immer wieder fasziniert davon, wie sich vor meinen Augen ein Kunstwerk in eine Geschichte verwandelt.

Den Wandel von der Skizze zum Modell und schließlich zur vollendeten Skulptur Berninis können Sie noch bis zum 6. Januar 2013 im Metropolitan Museum of Art in der Ausstellung Bernini – Sculpting in Clay nachverfolgen. Lassen Sie sich entweder in New York in die Welt der Verwandlung innerhalb eines Entstehungsprozesses entführen oder verfolgen Sie die Geschichte der Skulptur von der Antike über die Renaissance und das Barock bis hin zur Moderne mit dem Buch Skulpturen des Verlages Parkstone-International.

Tuesday, October 30, 2012

Bernini: una experiencia casi religiosa

Las imaginativas esculturas sinuosas, curvilíneas y biseladas de Gian Lorenzo Bernini son claros ejemplos del dinamismo y el efectismo del barroco. Todos los artificios y trampantojos que caracterizan a este estilo no tenían otro objetivo que impresionar y emocionar al espectador. Para lograr este fin, Bernini estudiaba cuidadosamente la perspectiva y jugaba con los materiales y la luz. Su afición al teatro era bien conocida y, por ello, muchos de sus conjuntos escultórico-arquitectónicos —inspirados en el gran Miguel Ángel— tenían un marcado carácter escenográfico. No dejaba nada al azar, tal como nos lo presenta la exposición del Metropolitan Museum of Art, «Bernini: Sculpting in Clay»; construía sus figuras en miniaturas de arcilla que modelaba con los dedos y algunas herramientas antes de comenzar a trabajar en el mármol.

 


Éxtasis de santa Teresa, 1645-52.
Mármol, 350 cm.
Capilla Cornaro, iglesia de Santa María de la Victoria, Roma.


 

Una de las composiciones más teatrales de Bernini es este Éxtasis de santa Teresa que plasma un momento en el que el amor de Dios traspasó el corazón de la Santa, tal como lo describe en su Libro de la vida:

Veía un ángel cabe mí, hacia el lado izquierdo, en forma corporal... Veíale en las manos un dardo de oro largo, y al fin del hierro me parecía tener un poco de fuego. Este me parecía meter por el corazón algunas veces y que me llegaba a las entrañas. Al sacarle, me parecía las llevaba consigo, y me dejaba toda abrasada en amor grande de Dios. Era tan grande el dolor, que me hacía dar aquellos quejidos, y tan excesiva la suavidad que me pone este grandísimo dolor, que no hay desear que se quite, ni se contenta el alma con menos que Dios. No es dolor corporal sino espiritual, aunque no deja de participar el cuerpo algo, y aun harto. Es un requiebro tan suave que pasa entre el alma y Dios, que suplico yo a su bondad lo dé a gustar a quien pensare que miento.


Esta experiencia mística se denomina «transverberación» o «transfixión» del corazón y se considera un verdadero regalo divino. Ciertamente, se puede percibir una carga sexual en la descripción del mismo por parte de la Santa, pero su propósito era inspirar fe y la única forma de hacerlo en términos comprensibles para el espectador era comparándolo con sentimientos que este haya podido experimentar. El conjunto escultórico de Bernini está construido con esta misma finalidad. Una ventana oculta permite que la luz se deslice por los rayos de bronce y caiga sobre las níveas figuras de Santa Teresa y el ángel, que parecen suspendidos en el aire bajo un fresco que imita al cielo. Las ropas del ángel son livianas y vaporosas, lo que contrasta con la pesadez del vestido de la Santa y establece una clara contraposición entre lo terrenal y lo divino. La expresión de Santa Teresa es al mismo tiempo de placer y de profundo dolor, mientras el ángel sonríe complacido. Por último, Bernini quiso hacer aún más manifiesto nuestro papel de espectadores del milagro mediante dos relieves que representan los palcos del «teatro».

Si quieres participar en el juego de las esculturas barrocas y dejarte seducir por ellas, no te puedes perder la exposición del MET, que permanecerá abierta hasta el día de Reyes del año que viene, ni estos magníficos libros sobre el arte barroco y la escultura de Victoria Charles.

 

Tuesday, October 16, 2012

Andy Warhol - Masse oder Klasse?

Gestapelte Pizzakartons und zu Pyramiden aufgetürmte leere Bierdosen sich das typische, an Studenten-WGs haftende Klischee – anstelle eines halbwegs akzeptablen Abendessens wird da schnell mal eine Dose geöffnet. Die gestapelten Dosen des Pop-Art-Künstlers Andy Warhols (1928-1987) erinnern jedoch nur auf den ersten Blick an unaufgeräumte Junggesellenbuden, zu akkurat sind die Dosen aufeinandergestapelt, jedes Cover genau dem Betrachter zugedreht.


Andy Warhol, 100 Campbell’s Soup Cans, 1962.
Kasein, Acryl und Bleistift auf Leinwand, 183,5 × 132,3 cm.
Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main.


Warhol, der als Begründer und wichtigster Vertreter der in den 1960er Jahren entstandenen Bewegung der Pop-Art gilt, versetzt uns mit seinem Werk 100 Campbell’s Soup Cans in die Welt eines penibel sortierten Supermarktes, vollgepackt mit in Massenproduktion hergestellten Dosensuppen. Der Supermarkt als wichtiger, da häufig aufgesuchter Ort des Großstadtlebens und seine Waren werden nicht nur durch Warhol künstlerisch in Szene gesetzt. Die Pop-Art-Künstler isolieren triviale Alltagsgegenstände und machen sie zu ihren Bildmotiven, entbinden sie so von ihrer Alltäglichkeit und werten sie auf zu Kunst. Durch die Isolation der Alltagsobjekte und die flächige Inszenierung vor einem einfarbigen Hintergrund wirken die Werke steril. Was fehlt sind die Gebrauchsspuren, das natürliche Durcheinander, die Fingerabdrücke, die wir zeit unseres Lebens auf allem hinterlassen.
In dieser Hinsicht erinnern sie an die fotorealistischen Pappwelten des 1964 in München geborenen Bildhauers und Fotografen Thomas Demand, der ähnlich wie Warhol Bilder des kollektiven Gedächtnisses verwendet, die er dann aus Pappe maßstabsgetreu, lebens- oder überlebensgroß nachbaut. Durch eine ausgefeilte Lichttechnik erscheinen die so entstandenen Trugwelten auf seinen Fotografien derart realistisch, dass der Betrachter zwischen „echt“ und Reproduktion kaum noch unterscheiden kann. Nur die fehlenden Gebrauchsspuren und die Menschenleere seiner Interieure lässt den Betrachter misstrauisch werden.

Bei Warhol sind zwar Alltagsgegenstände abgebildet, aber derart verfremdet, dass die Frage nach „echt“ und Reproduktion eindeutig ausfällt: So realistisch insbesondere die Suppendosen aussehen mögen, die starken schwarzen Konturen, die knalligen Farben und die Flächigkeit der Werke erinnern an Comic-Stripes oder Werbeplakate. Seine vielen Porträts gefeierter Persönlichkeiten, wie Marilyn Monroe, Jackie Kennedy und Elvis Presley, wirken geradezu entmenschlicht. Nicht anders als bei Supermarktwaren geht es auch bei den „Celebrities“ um Image und Vermarktung. In einer Welt der Massenware wird neben der Kunst so der Mensch selbst zu einer Ware, die es zu verkaufen gilt. Und als gelernter Werbegrafiker verstand es Warhol, seine Kunst und auch sich selbst gekonnt zu vermarkten. In seinem Atelier, das er „Die Fabrik“ nannte, stellte er unter Mitarbeit mehrerer Gehilfen oft ganze Serien desselben Motives her.

Die Frage, ob sein Werk nun mehr Masse oder Klasse ist, muss jeder für sich selbst beantworten, feststeht aber, dass Warhol die Kunst revolutionierte, indem er immer wieder bewusst auf die Grenze zwischen Kunst und Kommerz anspielte und diese schließlich mit Erfolg untergrub. Denn wer weiß, ob wir ohne Warhols Pionierarbeit heute einen Begriff wie „Werbekunst“ akzeptieren würden.

Obwohl Kunstkritiker bereits seit Jahrzehnten feststellen, dass Warhol einen enormen Einfluss auf die zeitgenössische Kunst ausübt, gab es bisher noch keine Ausstellung, die diesen Einfluss im vollen Umfang aufzeigen konnte. Noch bis zum Ende dieses Jahres ist dies daher das erklärte Ziel der Ausstellung Regarding Warhol: 60 artists, 50 years im The Metropolitan Museum of Art in New York. Rund 45 Werke Warhols sind hier etwa hundert Werken von 60 Künstlern verschiedener Generationen gegenübergestellt und laden zur Spurensuche ein.

Bevor Sie sich aber auf Warhols Spuren begeben, sollten Sie als Vorbereitung einen Blick in den als gedrucktes und digitales Werk erhältlichen Titel Warhol des Verlags Parkstone-International werfen, mit seiner Vielzahl qualitativ hochwertiger Farbabbildungen liefert dieser einen umfangreichen Einblick in das Leben und Werk des Künstlers und hilft Ihnen mit Sicherheit bei der nur individuell zu beantwortenden Frage „Masse oder Klasse?“

http://www.metmuseum.org/exhibitions/listings/2012/regarding-warhol

 

-C.Schmidt