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Thursday, December 6, 2012

Vorhang auf für die Expressionisten im Käfig der wilden Bestien

Die Versteigerung dauerte gerade mal 12 Minuten, dann stand im Mai 2012 beim New Yorker Auktionshaus Sotheby’s die neue Rekordsumme fest: 91,033,826 Millionen Euro (107 Millionen Dollar zuzüglich des Zuschlags für das Auktionshaus) für den letzten sich bis dato in Privatbesitz befindlichen Schrei von Edvard Munch (1863-1944). 70 Jahre lang befand sich das Werk im Privatbesitz der Olsen Familie. Thomas Olsen, ein Nachbar Munchs und Nachkomme der großen norwegischen Reederei-Dynastie, war nicht nur ein Freund, sondern auch einer der größten Förderer des Künstlers.

Damit ist das 1895 gemalte Pastell das teuerste je versteigerte Kunstwerk der Welt und verdrängte den bisherigen Rekordhalter, das im Jahr 2010 für 106,5 Millionen Dollar im New Yorker Auktionshaus Christie's versteigerte Gemälde Nackte, Grüne Blätter und Büste Pablo Picassos (1881-1973) auf den zweiten Platz. Noch größere Summen sollen jedoch mitunter bei Direktverkäufen zwischen Privatpersonen fließen, so soll ein Unbekannter im Jahr 2011 für Cézannes Gemälde Die Kartenspieler (1892-1896) 250 bis 275 Millionen Euro gezahlt haben[i]. Aber nicht nur die erzielten Summen sind interessant, sondern auch, dass mit Ausnahme des Schreis, des ältesten Gemäldes der Liste, alle Arbeiten aus dem 20. Jahrhundert stammen. So nehmen erstaunlicherweise die Arbeiten Jackson Pollocks (1912-1956) und Willem de Koonings (1904-1997) mit 140 und rund 138 Millionen Dollar die ersten zwei Plätze des Rankings ein. Der im Jahr in Lettland geborene Mark Rothko (1903-1970), ein weiterer Vertreter des Abstrakten Expressionismus der New Yorker Schule schaffte es mit der Auktionssumme von gerundet 87 Millionen Dollar auf Platz 9 und der irische Maler Francis Bacon (1909-1992) mit knapp über 86 Millionen auf Platz 10. Darüber hinaus tauchen drei Picassos und zwei Werke Gustav Klimts (1862-1918) im Mittelfeld der Top Ten auf[ii].
Wo bleiben die Alten Meister? Wo die sonst so beliebten französischen Impressionisten?

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Picasso, Nackte, Grüne Blätter und Büste, 1932.
Privatbesitz.


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Ernst Ludwig Kirchner, Der rote Turm in Halle, 1915.
Tempera auf Leinwand, 120 x 90,5 cm.
Museum Folkwang, Essen.


An der Schwelle zum 20. Jahrhundert noch undenkbar, entstammen die teuersten Arbeiten ganz klar der Moderne und sind teilweise der Klassichen Moderne, dem Expressionismus sowie Symbolismus sowie teilweise der zeitgenössischen Moderne zugehörig. Dass zeitgenössische Künstler heute solche Preise erzielen können, haben sie dabei ihren „wilden“ Vorreitern zu verdanken.

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Henri Matisse, Der Tanz, 1909-1910.
Öl auf Leinwand, 260 x 391 cm.
The State Hermitage, St. Petersburg.


Henri Matisse (1869-1954), André Derain (1880-1954) und Maurice de Vlaminck (1876-1958), um nur die bedeutendsten, der als Fauves (frz. für wilde Bestien) bezeichneten Künstler zu nennen, lösten bei den Zeitgenossen einen regelrechten Schock aus. Die abstrakten Formen, die knalligen miteinander kontrastierenden Farben – was wäre wohl passiert, wenn sie mit einem Pollock konfrontiert gewesen wären?

Das Museum Folkwang in Essen stellt in der Ausstellung Im Farbenrausch: Munch, Matisse und die Expressionisten noch bis zum 13. Januar 2013 erstmals die Werke der französischen Fauves, die Arbeiten Edvard Munchs und die der deutschen und russischen Expressionisten wie Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky, Gabriele Münter und Franz Marc einander gegenüber.

Erfahren Sie mehr über die Wegbereiter der Moderne und deren Einfluss auf die nachfolgende Künstlergeneration mit Hilfe der im Verlag Parkstone-International auch als E-Book erschienenen, reich illustrierten Titeln Munch(von Patrick Bade), Munch (von Elizabeth Ingles), Van Gogh und Expressionismus.

C. Schmidt










[i] Die zehn teuersten Gemälde der Welt - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/kultur/kunst/die-zehn-teuersten-gemaelde-der-welt-275-millionen-euro-fuer-einen-pollock_aid_746688.html (26.11.2011)




[ii] Liste der teuersten Gemälde. http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_teuersten_Gem%C3%A4lde (26.11.2011)


Wednesday, November 21, 2012

Kontroversen bei Goya

In der Kunstgeschichte sind es vor allem die kontroversen Diskussionen, die diese mitunter als verstaubt geltende Wissenschaft immer wieder spannend werden lassen. Neben Urheberschaft und Interpretationsvarianten verleiten auch sozialkritische Werke immer zu umfangreichen Debatten.

Ein solches sozialkritisches Werk ist Los Caprichos, Druckgrafiken aus den Jahren 1793 bis 1799, das sich mit den Ehesitten seiner Zeit kritisch auseinandersetzt, das die Erziehung, die Prostitution und den Aberglauben thematisiert und nicht nur den klerikalen Machtmissbrauch mit Hilfe der Inquisition, sondern auch den Adel und die Regierung gezielt angreift. In 80 Blättern entwirft Francisco de Goya (1746-1828) Sittenbilder seiner Zeit, die er nach nur wenigen Tagen wieder aus dem Verkauf zurückzieht, weil er selbst die Inquisition fürchten muss.

 


Francisco de Goya, El sueño de la razon produce monstruos (Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer), in Los Caprichos, Blatt 43, 1797-1798.
Radierung und Aquatinta, 21,6 x 15,2 cm.


 

Das Blatt 43 zog seither das besondere Interesse der Kunstgeschichte auf sich. Es leitet den Letzten der drei von Goya gewählten Themenkreise, den Aberglauben, ein. Wie auf vielen weiteren Grafiken dieser Reihe findet sich auch hier ein kurzer Kommentar: El sueño de la razón produce monstruos.

Und genau diese Zeile ist für ein immer noch anhaltendes Interpretationsaufgebot der Wissenschaft verantwortlich. Schläft die Vernunft oder träumt sie? Sprachgeschichtlich hat el sueño sowohl die eine als auch die andere Bedeutung, die hier jedoch den entscheidenden Unterschied macht. Denn ob die „Monstren“ erst in Erscheinung treten, wenn die Vernunft schläft, oder ob sie selbst ein Produkt der träumenden Vernunft sind, ist für die Interpretation des Werkes im Kontext der Gesellschaftskritik zu Zeiten der Aufklärung, in der die Vernunft triumphierend den Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit befreite, essenziell.

Und genau diese Ambivalenz der Wortbedeutung lässt Liebhaber und Kunsthistoriker immer wieder in heiße Debatten über die Intention des Künstlers verfallen. Ein Kommentar Goyas zum Blatt selbst wiederum scheint die Auflösung des Konfliktes zu offenbaren: „Die Fantasie, verlassen von der Vernunft, erzeugt unmögliche Ungeheuer; vereint mit ihr ist sie die Mutter der Künste und Ursprung der Wunder.“ Oder ist auch hier nicht nur das künstlerische Schaffen selbst gemeint?

 

Weniger kontrovers, aber ebenso anregend ist die aktuelle Ausstellung Renaissance to Goya: print and drawings from Spain im British Museum in London. Verfolgen Sie hier die Geschichte der spanischen Zeichnung und Druckgrafik oder begleiten Sie zusammen mit Sarah Carr-Gomm Francisco Goya auf seiner Lebensreise vom Hofmaler zum Grafiker und entdecken Sie seine Werke mit Jp. A. Calosses‘ Goya aus dem Verlag Parkstone-International.

 

Friday, November 16, 2012

Goya: A model for ‘those that don’t succeed, try try again’?

Francisco de Goya: 18th Century Spanish bad boy? Overlooked Political Commentator?  A sufferer for his art?  Yes, yes, and yes.  Goya is all of the above.

Ok, let’s start with the ‘Bad Boy’ charge.  This aspect of his personality may be tracked back to his time studying under a master popular with Spanish Royalty of the time.  It’s fair to say that he and his teacher didn’t exactly see eye to eye, which resulted in his receiving poor results in his examinations.  Later on, he experienced further disappointment when he submitted entries to the Royal Academy of Fine Arts in San Fernando.  These were rejected, not once, but twice, in 1763 and 1766.  His ensuing fame and popularity could perhaps be taken as a lesson for rejected X-Factor auditionees... or anyone really who has been rejected/rebuffed/had the door slammed in their face.  It can still happen!


The Family of Charles IV, 1800, oil on canvas, 280 x 336 cm, Museo Nacional del Prado, Madrid


However, this initial period of rejection and disappointment shaped Goya, I believe, to be very independent and perhaps outspoken.  Exhibit A: the very daring portrait of Charles IV of Spain and his family.  Daring, not in the sense that it was risqué, but rather that it was very politically indiscreet.  Art historians today believe that this is an extremely satirical work, as it is thought that this particular portrait was intended to reveal the corruption of the country under the rule of Charles IV.  Rumours have abounded that, during his reign, it was actually Charles’ wife Louisa who held the real power.  Goya’s portrait seems to confirm this, as he centres Louisa in the middle of the group portrait, instead of the norm of focusing on the King.  Such flagrant disregard for rules and etiquette was no doubt intentional, and almost certainly provided some amusement to those dissatisfied with the monarchy of the time.

As for suffering for his art, Francisco de Goya suffered acute hearing loss – and in fact became fully deaf – during the period of 1792-1793.  There is much speculation surrounding the reason for this, some say that it was due to a series of small strokes, and others blame the lead in the pigments he used – saying that it poisoned him and caused his deafness.  Whatever the reason, it is true that Goya’s temperament changed, and his work became a lot darker.  We can date ‘Yard With Lunatics’ to around 1794, directly after he began to experience his deafness, and the difference in the work and the themes are striking.  No longer satirical or politically motivated, the work takes on a bleaker atmosphere, channelling the introspective feelings of fear and social alienation of the artist himself.  Despite his growing sense of isolation, Goya continued to produce several important masterpieces, including the ‘Black Paintings’ series.


Yard with Lunatics, 1793-1794, oil on canvas, 43.8 x 32.7 cm, Meadows Museum, Dallas, Texas


So, key lessons to be learnt here: if at first you don’t succeed, try try again.  If you do succeed, don’t be afraid of saying what you believe...even if it isn’t popular with the Royal court.  You never know, it could well survive and become a talking point centuries later.  When met with adversity, face it head on – even if you are a bit more surly than usual, it’s ok, it’s good to express yourself.  After all, you may end up like Goya and have a film award named after you (the Goya Awards anyone?).   And last, but definitely not least, stay away from lead!  Lead poisoning generally doesn’t bode well for anyone.

To discover a long line of Spanish artistic genius, you need go no further than the British Museum in London.  The exhibition (from the 20th September 2012-6th January 2013) focuses on the Renaissance to Goya, so why not discover the inspiration that is Diego Velazquez; an inspiration for artists everywhere, including Francisco de Goya.  Take in the changing Spanish style, from Vicente Carduchio to José de Ribera. Discover the thematic differences in the prints and drawings over two centuries.   Alternatively, check out ‘Goya’ in Mega Square, written by Jp. A. Calosse.