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Tuesday, November 13, 2012

Barock oder Moderne – der Versuch einer Definition?

Die Kunstgeschichte hat immer versucht, jeder Epoche und jedem Stil einen Namen und eine Definition zu geben. Jahrtausende, Jahrhunderte, Jahrzehnte – aus Epochen wurden „Strömungen“. Historisch-politische Umschwünge hatten zumeist auch eine Richtungsänderung in der Kunst zur Folge, und so brachte das 17. Jahrhundert, geprägt vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und dem Absolutismus, die Kunst des Barock hervor, derer sich später auch die Aufklärung bedienen sollte. Überschwängliche, runde und ausladende Formen, ein Übermaß an Schmuck, dramatische Lichtregie, Dynamik, Symmetrie, Repräsentation und das Bewusstsein der Vergänglichkeit definieren im Allgemeinen die Architektur, Skulptur und Malerei des Barock. Das Gesamtkunstwerk prägte Profan- und Sakralbauten, ekstatische Bewegungen die Skulptur und Theatralik die Malerei. Und wer kennt sie nicht, das Schloss in Versailles, Gian Lorenzo Berninis Apollo und Daphne (1622-1625) oder Rembrandt van Rijns Nachtwache (1642)?

 


Rembrandt van Rijn, Die Kompanie des Hauptmanns Frans Banning Cocq oder Die Nachtwache, 1642.
Öl auf Leinwand, 379,5 × 453,5 cm.
Rijksmuseum, Amsterdam.


 

Für die Moderne scheint eine Definition fast unmöglich. Das vergangene Jahrhundert hat zwar die Kunst immer wieder neu erfinden wollen und dies mehr oder weniger auch getan, aber „Strömungen“ waren nicht mehr bestimmbar und auch das moderne Kunstwerk musste als Kunstwerk vom amerikanischen Philosophen und Kunstkritiker Arthur C. Danto (*1924) in seiner Verklärung des Gewöhnlichen 1984 erst wieder identifiziert und definiert werden.

Erstaunlich ist es dann aber doch, dass bei soviel Innovation und der Frage um die Berechtigung eines Gegenstandes als Kunstwerk die definierenden Eigenschaften einer längst vergangenen Epoche offenbar wieder Anwendung finden. Bei dem Gedanken an überschwängliche Formen, Dynamik, Ekstase und Theatralik sollten nicht nur Jeff Koons (*1955), Frank Stella (*1936) oder der Architekt Frank Gehry (*1929) Assoziationen hervorrufen.

 


Jeff Koons, St. John the Baptist, 1988.
Porzellan, 143,5 x 76,2 x 62,2 cm.
Seattle Art Museum, Seattle.


 

Trotz neuer Formensprache und künstlerischer Intention scheint die Rezeption doch wieder einmal die wirkliche Konstante in der Kunstwissenschaft zu sein. Und so zeigt die Art Gallery of Alberta noch bis zum 6. Januar 2013 in der Ausstellung Misled by Nature: Contemporary Art and the Baroque, zeitgenössische Künstler in ihrer Auseinandersetzung mit der Kunst und den Künstlern des Barock.

Wenn Sie selbst mehr über die architektonischen Gesamtkunstwerke, die Meisterleistungen der Skulptur und Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts erfahren möchten, erhalten Sie mit dem Titel Baroque Art von Victoria Charles und Klaus H. Carl des Verlages Parkstone-International einen umfangreichen ersten Überblick.

 

 

Thursday, September 27, 2012

Die Sonderbundausstellung – erneut in Köln

Haben Sie schon einmal vor einem Kunstwerk gestanden und waren innerlich wirklich bewegt? Vielleicht, weil Sie die Geschichte zum Werk oder die künstlerische Intention kannten, weil Sie von der Technik überwältigt waren oder einfach nur, weil es in dem Moment, in dem Sie es betrachteten, nahezu zusammenhanglos alles in Ihnen aufwühlte, Sie unglaublich beeindruckte? Dieses Gefühl ist überwältigend und leider auch viel zu selten. Es gibt viele Meisterwerke der Kunst, aber nur wenige, die uns persönlich anregen, über ein „wunderschön“ hinausgehen. Klitzekleine Synapsen in unserem Körper reagieren auf unsere Sinneseindrücke: tasten, schmecken, riechen, hören und SEHEN.

Jede Epoche hat Kunstwerke hervorgebracht, die die Fähigkeit besitzen, zu bewegen. Versuchen Sie es doch mal mit einer Zeit, in der sich selbst viel bewegt hat: vom Lösen von der akademischen Malerei über die Freilichtmalerei hin zur Auflösung der Form mittels der Farbe.

1912 – Das Jahr der großen Sonderbundausstellung in Köln! Die großartigen Künstler der Jahrhundertwende und der folgenden Generationen, vom Impressionismus zum Expressionismus, alle nebeneinander. Cézanne, van Gogh, Munch, Picasso, die Künstler der Brücke, des Blauen Reiter und viele, viele mehr. Rund 650 Werke, darunter auch Skulpturen Lembrucks, wurden in einer internationalen Ausstellung präsentiert, die zum ersten Mal die europäischen Kunstbewegungen der Zeit zusammenfasste und die Zeitgenossen bewegte.


Edvard Munch, Winter, Kragero, 1912.
Öl auf Leinwand, 131,5 x 131 cm.
Munch Museum, Oslo.


2012 – Das Jahr der Retrospektive! Die Möglichkeit, zumindest eine Auswahl der sich heute größtenteils in Privatsammlungen befindlichen Kunstwerke zu betrachten, sich überwältigen zu lassen, ist einmalig. Das Wallraf-Richartz-Museum in Köln gibt mit der Retrospektive 1912 – Mission Moderne. Die Jahrhundertschau des Sonderbundesnoch bis Ende Dezember Gelegenheit dazu. Hundert Jahre danach können wir einen Teil der ursprünglichen Ausstellung in ihren Schwerpunkten und Zielsetzungen rekonstruiert nacherleben, Meisterwerke der Kunstgeschichte bewundern, uns berühren lassen. Nutzen Sie diese Möglichkeit!


Ernst Ludwig Kirchner, Artistin Marcella, 1910.
Öl auf Leinwand, 101 x 76 cm.
Brücke-Museum Berlin.



Paul Cézanne, Der See von Annecy, 1896.
Öl auf Leinwand, 79 x 64 cm.
The Courtauld Gallery, London.


Begleitend zur Ausstellung finden Sie in dem umfangreichen Katalog des Verlages Parkstone-International zahlreiche Monografien zu Künstlern wie Cézanne von Nathalia Brodskaya, Vincent van Gogh, Gauguin oder Picasso von Victoria Charles, zu Kirchner von Klaus H. Carl, Munch von Elizabeth Ingles oder auch zu Schiele von Jeanette Zwingerberger.

Weitere E-Books unserer Autoren mit hervorragenden Abbildungen verschaffen Ihnen einen ersten allgemeinen Überblick über die Kunstströmungen des Impressionismus, ebenfalls von Nathalia Brodskaya, und des Expressionismus von Ashley Bassie.

Tuesday, September 4, 2012

Flucht in die Abstraktion – Die Fantasielandschaften van Goghs und Kandinskys

Je schreckensvoller diese Welt, desto abstrakter die Kunst“, notierte Paul Klee (1879-1940) ein Jahr nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs (1914-1918) in seinem Tagebuch. „Man verlässt die diesseitige Gegend und baut dafür hinüber in eine Jenseitige, die ganz ja sein darf“.

Zur Entstehungszeit des Bildes Sternennachtbefand sich van Gogh in einer Nervenheilanstalt, das Gemälde ist nicht durch eine tatsächliche Nachtszene inspiriert. Die Farben widersprechen einer wirklichkeitsgetreuen Darstellung, die kreisförmigen und wellenartigen Formen, die flammenähnlich in den Himmel ragenden Baumkronen, die kleine Ortschaft mit den krummen Häusern und die dahinterliegende unregelmäßige Berglandschaft erzeugen eine chaotische, beunruhigende Dynamik. Ein romantischer, sternenbehangener Nachthimmel? Weit gefehlt!


Vincent van Gogh, Sternennacht, 1889.
Öl auf Leinwand, 73,7 cm × 92,1 cm.
Museum of Modern Art, New York City.


Sowohl Vincent van Gogh (1853-1890) als auch andere Künstler der Moderne wie etwa Wassily Kandinsky (1866-1944) erlebten schwere Zeiten. Während van Gogh unter Depressionen litt und jahrelang einen inneren Kampf mit sich selbst führte, wurde Kandinsky 1914 für den Kriegsdienst in Russland eingezogen. Ihre Kunst ermöglichte ihnen, sich von der diesseitigen Welt in eine fantastische Traumwelt zu flüchten. In der Zeit des Übergangs vom Postimpressionismus zum Expressionismus wurden die Landschaftsdarstellungen zunehmend symbolischer und die Künstler bedienten sich ihrer, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Das den Impressionisten noch als höchste Inspiration dienende Vorbild der Natur wurde verworfen, dafür rückten subjektive Empfindungen in den Vordergrund. Kandinsky beschränkte seine Kompositionen zunehmend auf flächige Grundformen und nutzte eine begrenzte Palette kontrastreicher Farben.

Den Übergang vom Impressionismus zum Expressionismus veranschaulicht die in Kooperation mit dem Van Gogh-Museum in Amsterdam und dem Ateneum Museum in Helsinki initiierte Ausstellung Van Gogh to Kandinsky. Symbolist Landscape in Europe 1880-1910 in den National Galleries of Scotland.
Die sich speziell der symbolistischen Landschaftsmalerei widmende Ausstellung präsentiert noch bis zum 14. Oktober 2012 ein breites Spektrum von poetischen und suggestiven Landschaftsbildern. Gezeigt werden sowohl Werke berühmter Avantgarde-Künstler wie Paul Gauguin, Vincent van Gogh, Wassily Kandinsky und Edvard Munch als auch weniger bekannter europäischer und skandinavischer Künstler.
Gerade die Gegenüberstellung van Goghs, der als einer der Begründer der Moderne noch dem Post-Impressionismus zugerechnet wird, mit Kandinskys als einem der führenden Vertreter der abstrakten Kunst zeigt deutlich die zunehmende Abstraktion der Kunst Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.
Vergleichen können Sie die beiden dem Blauen Reiter zuzurechnenden Künstler mit den E-Books Van Gogh und Kandinsky des Verlages Parkstone International auch bequem von zu Hause aus.

-C. Schmidt