Zwei blasse, dunkel gekleidete Buben tragen einen verwundeten Engel auf einer Bahre davon, einer der jungen Träger wirft dem Betrachter einen strengen Blick zu. Der verwundete Engel (1903) von Hugo Simberg (1873-1917) gehört nicht nur zu den bekanntesten Gemälden Simbergs, sondern gilt auch als das Hauptwerk des finnischen Symbolismus, das 2006 von den Besuchern des Ateneums in Helsinki zum „Nationalen Gemälde“ Finnlands gewählt wurde.
Hugo Simberg, Der verwundete Engel, 1903.
Öl auf Leinwand, 127 x 154 cm.
Ateneum Art Museum, Finnish National Gallery, Helsinki.
Im Garten des Todes (1896) kümmern sich drei in schwarze Umhänge gehüllte Skelette um die verschiedenen Pflanzen des Hochbeetgartens; während einer der Todesgärtner eine Reihe kleiner Pflänzchen bewässert, drückt ein anderer, der dem Betrachter direkt zugewandt ist, sich mit beiden Händen einen bereits hochgewachsenen langen Blütenstängel an die Brust – ein sanftmütiger Gevatter Tod, eine Geste der Hingabe, ein gut gemeintes Memento mori oder doch eine Warnung? Die leeren dunklen Augenhöhlen lassen keine Deutung zu.
Hugo Simberg, Im Garten des Todes, 1896.
Öl auf Leinwand, 16 x 17 cm.
Ateneum Art Museum, Finnish National Gallery, Helsinki.
Neben der Liebe gibt es bekanntlich kaum ein anderes Thema, mit dem sich der Mensch und die Kunst so sehr beschäftigen wie mit dem Tod. Aber liegt es an den langen kalten Wintern, der kurzen Vegetationsperiode oder an den finsteren Nadelwäldern des waldreichsten Landes Europas, dass viele der finnischen Symbolisten eine solch düstere Atmosphäre erzeugten?
Es sind die harten Schwarz-Weiß-Kontraste, die Ernsthaftigkeit der Porträtierten, ihr starrer Blick, ihre blasse, nahezu transparent anmutende Haut und ihre dunkle Kleidung, die ganz gewiss zu diesem Eindruck beitragen.
Ellen Thesleff, Self-Portrait, 1894-95.
Ateneum Art Museum, Finnish National Gallery, Helsinki.
Das Ateneum in Helsinki versammelt in der Ausstellung In the Spirit of Symbolism noch bis zum 28. April 2013 Werke der berühmtesten finnischen Symbolisten, darunter neben Hugo Simberg die in einer skandinavischen Künstlerkolonie in Paris tätig gewesenen Maler Akseli Gallen-Kallela (1865-1931) und Magnus Enckell (1870-1925), die nach ihrem Frankreich-Aufenthalt den Symbolismus nach Finnland brachten.
Das im Verlag Parkstone International erschienene Werk Symbolismus von Nathalia Brodskaya bietet eine gute Einführung in die Kunstepoche, die den Versuch wagte, nicht die uns umgebene wahrnehmbare Realität, sondern die „seelische Tiefe“ zu erforschen.
C. Schmidt
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