Tuesday, March 12, 2013

I am a Surrealist – Wer interessieren will, muss provozieren (Salvador Dalí)

Die surrealistische Kunst ist ein einziges Denkspiel, da werden Dinge zusammengeworfen, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören, offensichtliche Beziehungen dagegen werden hinterfragt: Die Abbildung der Pfeife macht nach René Margritte (1898-1976) noch lange keine Pfeife (Ceci n'est pas une pipe, 1929), der Blick in den Spiegel zeigt nichts weiter als unseren Rücken, es regnet Männer mit Hüten, wir drehen uns im Kreis, können das Rätsel nicht lösen und die Zeit schmilzt uns davon.

 

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Salvador Dalí, Die Beständigkeit der Erinnerung, 1931.
Öl auf Leinwand, 24,1 cm x 33 cm.
Museum of Modern Art, New York.


 

Erfolgreicher als René Margritte war nur Salvador Dalí (1904-1989). Er bewies schon früh, dass er ein unglaubliches zeichnerisches Talent besaß, als 18-Jähriger begann er sein Studium an der Academia de San Fernando (School of Fine Arts) in Madrid und war dort bei seinen Mitstudenten und Professoren nicht nur für seine herausragenden Werke, sondern auch für sein provokatives und exzentrisches Verhalten bekannt. Kurz vor seinem Abschlussexamen flog er von der Schule, als er verlauteten ließ, dass keiner der Professoren dazu qualifiziert wäre, ihn zu prüfen. 1929 trat Dalí den Surrealisten bei, die Art denen die Art der Kommerzialisierung seiner Arbeiten jedoch von Anfang an unangenehm war. Als er sich weigerte, eine politische Haltung gegen den Faschismus einzunehmen und die anderen ihn daraufhin 1934 aus der Gruppe der Surrealisten ausschlossen, bemerkte er trotzig: „The only difference between me and the Surrealists is that I am a Surrealist.

 

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Salvador Dalí, Selbstbildnis mit Raffaels Hals, 1921.
Öl auf Leinwand, 41,5 x 53 cm.
Teatro-Museo Dalí, Figueres.


 

Dalí verknüpfte wie kein anderer eine nahezu fotografische Darstellung mit einer symbolischen Tiefe, und im Gegensatz zu vielen anderen Surrealisten konnte er sich geschickt vermarkten.

Mit seinem Markenzeichen, dem schwarzen Zwirbel-Schnauzer, zu dem ihn höchstwahrscheinlich Diego Velázquez inspirierte, stach der Lebenskünstler auch optisch unter seinen Kollegen hervor. Sein eigener Stil aber insbesondere sein provokatives Verhalten sicherten ihm stets das Interesse der Medien. Sein außerordentliches künstlerisches Talent, die Vielzahl seiner Arbeiten, seine narzisstische Selbstdarstellung, Luxus, Verschwendung und Exzesse sowie seine provokativen (oft nicht angebrachten) politischen Stellungnahmen haben Dalí zu einem der bekanntesten Künstler des späten 20. Jahrhunderts gemacht.

Das Centre Pompidou in Paris widmet dem surrealistischen Künstler eine große Retrospektive: 200 Exponate, darunter neben Gemälden, Skulpturen, Skizzen und Schriftstücken Dalís auch audiovisuelle Medien geben noch bis zum 25. März einen recht neutralen Einblick in das Werk, das Umfeld und die Persönlichkeit des temperamentvollen spanischen Künstlers, der von 1930 bis 1932 mit seiner Muse in Paris lebte.

Einen eigenen Eindruck von dem Künstler, seinem Werk und seinen Kontroversen können Sie auch anhand des im Verlag Parkstone International erschienenen Titels Leben und Meisterwerke Salvador Dalí gewinnen, der auch als E-Book verfügbar ist. Der Autor, Eric Shanes, erläutert Dalís Meisterwerke, analysiert die Persönlichkeit und lädt dazu ein, in das beeindruckende und verrückte Universum des genialen Künstlers einzutauchen. Auch Victoria Charles setzt sich in der ebenfalls im Verlag Parkstone International erschienenen Einzelpublikation Salvador Dalí mit dem spanischen Surrealisten auseinander.

C. Schmidt

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