Nietenbesetzte Lederjacken, neonfarbener
Irokesenschnitt, tätowierte Haut und Sicherheitsnadeln an allen möglichen und
unmöglichen Körperstellen. Wohl eines der geläufigsten Stereotype, das wir mit
Punk assoziieren.
An die vierzig Jahre ist es mittlerweile
her, seit der Journalist Legs McNeil die Hausmauern in Downtown New York mit
Plakaten tapezierte, auf denen er ankündigte „Watch Out! Punk is coming!“. Doch
noch immer ist die Enstehungsgeschichte, vor allem aber die Bedeutung des Punk
umstritten. Handelt es sich dabei um eine Musikbewegung? Ist es eine
Jugendkultur? Oder aber liegen die Wurzeln des Punk in einer politisch
motivierten Rebellion gegen das gesellschaftliche System der 1970er Jahre? Und
wer hat den Punk eigentlich erfunden? War es Sex Pistols-Manager Malcolm
McLaren? Oder gar die Ramones?
Fest steht, dass Punk viele Gesichter hat.
Er ist lebendig, veränderlich und ständig in Bewegung. Dies zeigt sich nicht
zuletzt in der Ausprägung zahlreicher Subbewegungen. So brechen beispielsweise
die Anhänger des Straight Edge komplett mit dem Klischee des Bier trinkenden,
Hasch rauchenden, in öffentlichen Parks herumlungernden Sozialschmarotzers.
Denn Straight Edge (oft auch abgekürzt sXe) steht für einen Kodex, der vor
allem Askese und Nein-Sagen bedeutet – zu Alkohol und Drogen, Zigaretten und
One-Night-Stands. Oftmals gehört auch eine vegetarische Ernährung zur
Lebenshaltung der Straight Edger, viele von ihnen leben sogar vegan. Die
Ursprünge dieser Bewegung gehen bis in die 80er Jahre zurück, als perspektiven-
und leidenschaftslose Jugendliche „No Future“-Slogans vor sich hin grölten und
gegen staatliche und gesellschaftliche Normen aufbegehrten. Eine kleine
Gruppierung von Punk-Musikern, allen voran die Band „Minor Threat“ aus
Washington D.C., hielt jedoch nichts von dieser destruktiven Grundhaltung und
dem kollektiven Drogenkonsum. Mit ihren Songtexten („Don't drink, don't smoke,
don't fuck! At least you can fucking think!“) setzten sie ein Statement gegen
Alkoholexzesse und Promiskuität und plädierten für eine proaktiv orientierte
Lebensgestaltung
In modischer Hinsicht kämpften die Punks
seit jeher gegen das allgemein verbreitete Schönheitsideal an. „Mut zur
Hässlichkeit“ lautete der Leitsatz. Vor allem Vivienne Westwood ist es zu
verdanken, dass der Punkstil dennoch zunehmend an Popularität gewann und
letztendlich sogar Einzug in den Highend-Fashion-Mainstream fand. Ihre Entwürfe
für die Bühnenoutfits der Sex Pistols prägten den Look der Punkbewegung
nachhaltig und inspirierten sogar Designer-Kollegen aus traditionsreichen
Modehäusern wie Chanel oder Dior dazu, gewisse Stilelemente in ihre
Kollektionen miteinzubeziehen.
Allen Modeinteressierten mit einem Faible für Nieten, Totenköpfe und Leder empfehlen wir einen Besuch der Ausstellung Punk: Chaos to Couture im New Yorker Metropolitan Museum of Art. Noch bis 14. August werden hier etwa 100 punkige Kreationen aus unterschiedlichen Modehäusern, von Prada über Margiela und Yamamoto bishin zu Viktor&Rolf, präsentiert.
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