Monday, July 29, 2013

Textile Rebellion


Nietenbesetzte Lederjacken, neonfarbener Irokesenschnitt, tätowierte Haut und Sicherheitsnadeln an allen möglichen und unmöglichen Körperstellen. Wohl eines der geläufigsten Stereotype, das wir mit Punk assoziieren.

Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz

An die vierzig Jahre ist es mittlerweile her, seit der Journalist Legs McNeil die Hausmauern in Downtown New York mit Plakaten tapezierte, auf denen er ankündigte „Watch Out! Punk is coming!“. Doch noch immer ist die Enstehungsgeschichte, vor allem aber die Bedeutung des Punk umstritten. Handelt es sich dabei um eine Musikbewegung? Ist es eine Jugendkultur? Oder aber liegen die Wurzeln des Punk in einer politisch motivierten Rebellion gegen das gesellschaftliche System der 1970er Jahre? Und wer hat den Punk eigentlich erfunden? War es Sex Pistols-Manager Malcolm McLaren? Oder gar die Ramones?

Fest steht, dass Punk viele Gesichter hat. Er ist lebendig, veränderlich und ständig in Bewegung. Dies zeigt sich nicht zuletzt in der Ausprägung zahlreicher Subbewegungen. So brechen beispielsweise die Anhänger des Straight Edge komplett mit dem Klischee des Bier trinkenden, Hasch rauchenden, in öffentlichen Parks herumlungernden Sozialschmarotzers. Denn Straight Edge (oft auch abgekürzt sXe) steht für einen Kodex, der vor allem Askese und Nein-Sagen bedeutet – zu Alkohol und Drogen, Zigaretten und One-Night-Stands. Oftmals gehört auch eine vegetarische Ernährung zur Lebenshaltung der Straight Edger, viele von ihnen leben sogar vegan. Die Ursprünge dieser Bewegung gehen bis in die 80er Jahre zurück, als perspektiven- und leidenschaftslose Jugendliche „No Future“-Slogans vor sich hin grölten und gegen staatliche und gesellschaftliche Normen aufbegehrten. Eine kleine Gruppierung von Punk-Musikern, allen voran die Band „Minor Threat“ aus Washington D.C., hielt jedoch nichts von dieser destruktiven Grundhaltung und dem kollektiven Drogenkonsum. Mit ihren Songtexten („Don't drink, don't smoke, don't fuck! At least you can fucking think!“) setzten sie ein Statement gegen Alkoholexzesse und Promiskuität und plädierten für eine proaktiv orientierte Lebensgestaltung


In modischer Hinsicht kämpften die Punks seit jeher gegen das allgemein verbreitete Schönheitsideal an. „Mut zur Hässlichkeit“ lautete der Leitsatz. Vor allem Vivienne Westwood ist es zu verdanken, dass der Punkstil dennoch zunehmend an Popularität gewann und letztendlich sogar Einzug in den Highend-Fashion-Mainstream fand. Ihre Entwürfe für die Bühnenoutfits der Sex Pistols prägten den Look der Punkbewegung nachhaltig und inspirierten sogar Designer-Kollegen aus traditionsreichen Modehäusern wie Chanel oder Dior dazu, gewisse Stilelemente in ihre Kollektionen miteinzubeziehen. 

 
Allen Modeinteressierten mit einem Faible für Nieten, Totenköpfe und Leder empfehlen wir einen Besuch der Ausstellung Punk: Chaos to Couture im New Yorker Metropolitan Museum of Art. Noch bis 14. August werden hier etwa 100 punkige Kreationen aus unterschiedlichen Modehäusern, von Prada über Margiela und Yamamoto bishin zu Viktor&Rolf, präsentiert.

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